Fliegen und Kultur im Libanon
Kontrollstellen des Militärs sind im Libanon nichts besonderes, ähnlich wie Ampeln bei uns.Doch hier im Chouf Gebirge, kurz vor unserm geplanten Start unterhalb einer Antenne, wollen sie es genauer wissen.
Wir planten, vom Gipfel des Chouf Gebirges zu fliegen und unsere Flüge sind in Beirut beim militärischen Headquarter angemeldet. Doch der Posten weiß von nichts. Also Telefonate in allen Richtungen. Der Vorgesetzte des Postens weiß natürlich auch von nichts, Also ist Raja, unser Guide wieder im Spiel und lässt seine Beziehungen spielen. Jetzt mischt auch noch die „Intelligence“ mit, also einer der libanesische Geheimdienste. (Die Israelis hören sicher alles mit!) Weitere hektische Telefonate, bis der Vorgesetzte des Postens von oben die Erlaubnis erhält, uns hier fliegen zu lassen. Und es soll der beste Flug unserer einwöchigen Reise in die Levante werden. Doch von vorne:
Die aktuelle Kultur des Landes ist so breit gefächert, wie ich sie auf meinen Reisen auf so engen Raum noch nicht erlebt habe. So leben von den ca. 20 Mio. Libanesen nur 4 Mio. im eigenen Land. Diese teilen sich auf in Christen/Maroniten, Drusen und Moslime (Schiiten,/Sunniten) und bewohnen ihre eigenen Gebiete. Nur in Beirut treffen sich alle Volksgruppen, noch angereichert mit geflohenen Armeniern. Erschwerend kommen die Palästinenser hinzu, die immer noch in Lagern ein ärmliches Leben fristen. Das ist nur eine grobe Beschreibung der heutigen Bevölkerung des so geschichtsträchtigen Landes.
Zurück in die Neuzeit: Gastfreundschaft und Verantwortung für Gäste ist immer noch ein hohes Gut im arabischen Bereich. So lud uns Raja, unser fliegender und fahrender Guide, für eine Woche zu sich am ersten Abend ein. Seine Frau zauberte ein hervorragendes libanesisches Essen auf den Tisch. Als Spezialität gilt der Petersiliensalat, nebst Auberginenpaste, klein geschnittenes Gemüse zum Dippen in hervorragenden, würzigen Saucen. Verhungern ist also nicht angesagt in der kommenden Woche.
Nach einem Frühstück im November im Freien starten wir zu einer Rundtour. Faraya, ein bekanntes libanesisches Ski- und Fluggebiet ist unser erstes Ziel. Auf ca. 2.500m bleibt Raja stehen, höher geht es nicht mehr. Doch starker Seitenwind verhindert unseren ersten Flug hier.
Geografisch teil sich das Land in einen schmalen Küstenstreifen, dann folgt das Gebirge Libanon, höchster Punkt 3084 m. (!). Nach Osten hin fällt der lange Gebirgszug dann in die Bekaa Ebene ab, die sehr fruchtbar ist. Auf ca. 1000m zieht sich diese Fläche parallel zur Küste bis nach Israel hin. Im Osten schließt sich dann der Antilibanon an, auch ein Gebirgsrücken, dessen bekanntester Punkt der Berg Hermon oder die Golan Höhen sind. Syrien im Norden und Osten sowie Israel im Süden sind die Nachbarn des kleinen Landes.
Auf schmalen Straßen fahren wir zurück zur Küste und finden den Startplatz Ghosta bei besten Bedingungen vor.Also Schirme raus und ab in die Luft. Und die trägt uns auch noch im November richtig gut.Wir fliegen das Küstengebirge ab und landen dann zufrieden direkt am Meer. Warm ist es hier, ca. 30 Grad, ungewohnt für uns Nordländer. Ein zweiter Start ruft und wir sind gleich wieder am Start. Doch jetzt verbirgt sich die Sonne hinter einer dünnen Wolkenschicht. Sie spiegelt sich doppelt im Mittelmer. Eine Sonnenuntergangsstimmung am Nachmittag. Also wieder ab in die Luft mit den mitreisenden Piloten; ich zücke die Kamera und kann gar nicht genug Bilder machen. Was für ein traumhaftes Erlebnis. Aber der Tag bietet noch ein weiteres „Zuckerl“
In einem großen Lokal essen wir zu Abend, Wir werden draußen mit Böllern empfangen! Es findet hier zur gleichen Zeit eine christlich maronitische Hochzeit statt, die wir begeistern beobachten. Nach 2 erlebnisreichen Stunden fallen uns die Augen zu und wir zufrieden ins Bett.
Nach einem Frühstück im Freien nehmen wir unsere Sachen mit und fahren in den Norden Libanons. Der erste Halt gilt Byblos [جبيل,] (griech. Βύβλος, assyrisch Gubla, Altägyptisch „Kupna“ (Kpn) , arabisch جبيل Dschubail) eine antike phönizische Hafenstadt. Erste Funde bezeugen eine Siedlung ab dem 5. Jahrtausend v. Chr. Es war die wichtigste Hafenstadt im Levante. Gehandelt wurde u.a. mit Zedernholz und Papyrus. Es entstand eine neue Silbenschrift, die leicht auf Papyrus zu schreiben war. Das alles kann man in einem sehenswerten Museumsbereich anschauen. Nach dem ausführlichen Kulturteil ist es hier auch Pflicht, sich sehr alte Versteinerungen von Fischen anzuschauen. Ein flinker Händler und Gleitschirmflieger hat ein Geschäft mit den Funden aus dem Libanon. In Eichstätt, dem Wohnort von Roland, war er eine Woche vor unserem Besuch bei ihm. Alle großen Naturzeitschriften haben bereit über seine alten Fische berichtet. Sie sind erstaunlich gut zu erkennen in ihrem Stein.
Unsere Fahrt führt uns durch Tripoli, der zweit größten Stadt Libanons mit dem zweitgrößten Verkehrschaos.
Wir fahren in der Früh des nächsten Tages weiter bergauf. Oberhalb des Wadi Qadischas findet sich ein Zedernwäldchen mit den ältesten Bäumen, die z. T. schon vor dem Beginn unserer Zeitrechnung groß wurden. Sie gehören der Katholischen Kirche, um nicht im Zwist der aktuellen Lage geopfert zu werden. Neben Andenken verkaufen die Händler hier auch kleine lebendige Zedern, eine davon erwartet jetzt eine große Zukunft in Holzkirchen. Jetzt geht es aber weiter hinaus zum Startplatz oberhalb des Zedernwäldchens, wo wir drei verschiedene Startplätze vorfinden. Doch sind alle drei mit Rückenwind versehen, so dass der Flug über die „Zedern“ ausfallen muss. Doch auf der anderen Passseite können wir Fliegen, hier passt der Wind.
Auf dem Rückweg passieren wir wieder Tripoli, jetzt haben wir Zeit, uns den arabisch geprägten Ort näher anzuschauen. Im Basar großes Gewusel und viele Frauen mit Schleier, aber viele junge Gesichter ohne. Eine historische Karawanserei wird jetzt als Seifensiederein und zum Verkauf genutzt. Früher wurden hier Waren aus Asien gehandelt und nach Europa verschifft. Da man nie genau wusste, wann die Karawanen eintrafen, hatten die Händler hier auch Übernachtungsmöglichkeiten.
Nach Einbruch der Dunkelheit schließen alle Läden. Wir besuchten dann noch ein Fischlokal mit frischem Fisch. Gut hat er geschmeckt, besonders mit der Knoblauchsauce! Der authentische Höhepunkt des Tages aber kam erst beim Cafe nach dem Fisch. In einer fast unbeleuchteten Seitengasse kennt Raja einen Schuppen, in den wir Europäer nie hineingegangen wären. In einem Wandregal stehen einige Aguils, Wasserpfeifen. Der Café wird hier noch traditionell auf Holzkohle gekocht und nicht wie bei uns im Automat! Und er schmeckt richtig gut. Nur auf den Satz musst du aufpassen, der sollte in der Tasse bleiben!
Die Rückfahrt ist ungewohnt gemächlich: Seit drei Tagen werden Geschwindigkeitsbegrenzungen auch überwacht. Die Polizei hat einige Laserpistolen angeschafft und nach drei Tagen bereits beachtliche 3000 Tickets ausgestellt.
Früh am nächsten Morgen starten wir unsere Reise in die Bekaa Ebene. Unser Ziel ist Baalbek, eine alte römische Tempelanlage mit wirklich riesigen bestens erhaltenen Säulen, sowie tonnwnschwere Grundsteine.
Als erster startete Roland mit dem Kommentar: „Wenn ich als ersten in der Luft bin, saufe ich eh ab“, aber welch ein Irrtum. Er flog von uns am längsten. Raja stand mit dem traditionell gekleideten Drusen bis zu meinem Start mit dem Telefon in der Hand am Start.'/images/flyart/reisen/libanon 1110/5tag/l63 Blick nach Syrien und Isreal.jpg' nicht gefunden. „Fliegt ja nicht nach Süden, Richtung Israel“, die Militärs haben uns die gesamte Zeit beobachtet und unsere große Höhengewinne nicht vermutet. Doch es lief alles sehr gut. Nach langen Flügen landeten wir auf der Landewiese. Was für ein toller Flug! Wir sehen aus der Luft den Berg Hermon, auch Golan Höhen genannt, Syrien und Israel. Wer kann das von sich behaupten. Nach diesem letzten tollen Flug in dem nahöstlichen Land bereiten wir uns mit einem köstlichen Abendessen auf unseren Rückflug nach Deutschland vor. Doch vorher besprechen wir die nächste Reise in den Nahen Osten: Wir werden einen Abstecher nach Palmyra einplanen und etwas länger hier bleiben.
Weitere Bilder findest du unter Bilder Libanon 2010