Flug-hunde-training
Text: Annette und Kai. Fotos: Annette und FlyART.
Wir schreiben das Jahr 2023, die Welt wird immer verrückter, warum nicht auch wir?
Seit 1,5 Jahren haben wir, Annette und Kai, nun unseren Hund Bolle (ein Bearded Collie). Gemeinsam fliegen war in diesen Monaten unser Thema. Immer muss eine*r am Boden bleiben und aufs Fliegen verzichten. Und Bolle zog wie wild dem Startenden hinterher! Irgendwie doof. Warum nicht Fliegen mit dem Hund? Im Netz haben wir alle Filmchen mit gleitschirmfliegenden Hunden angesehen.
Na, geht doch! Für uns muss jetzt ein Plan her.
Zuerst haben wir den Fluglehrer unseres Vertrauens angerufen (Klaus Schwarzer von FlyART). Ob er uns unterstützen möchte? Ein klares Ja. Dann die Suche nach einem geeigneten Gurtzeug für den Hund: Es gibt nicht so viele, wir haben uns für das Laika von Singing Rock entschieden. Relativ günstig, super verarbeitet und hat auf Anhieb gepasst. Negativ nur, dass die Aufhängungen zu lang sind, da sie für Hundetransport z.B. im Heli gedacht sind. Wir haben dann die Gurte gekürzt und schon baumelt der Hund nicht mehr vor dem Oberschenkel herum.
Mit der Extraportion Fleischwurst und Leckerli war auch das kein Problem. Beim Hinsetzten und Reinrutschen in mein Gurtzeug hat er zum ersten Mal ganz kurz gestrampelt. Wir wollten es nicht übertreiben und haben nur ca. 10 Minuten zusammen getestet. Danach Aufstehen, den Hund absetzen und viel loben. Das werden wir jetzt noch ein paar Mal wiederholen, bis es auf den Hang geht.
Übungshang mit Hund aufziehen oder gleich zum Fliegen? Weder noch, nix zu machen. Der Wettergott hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Leider war das Frühjahr in Hessen sehr nass. Und wenn es nicht geregnet hat, dann kam der Wind aus der falschen Richtung für die Wiese. So waren wir an Ostern mit Klaus Schwarzer am Übungshang am Tegernsee.
Am Tag 1…
standen Trockenflugübungen mit Sandsack anstelle von Hund im Gurtzeug an. Erste Erkenntnis: Starten geht, Landen ist schwierig, denn das Auslaufen bei der Landung ist nicht einfach mit dem zusätzlichen Gewicht. Immerhin hängt ein 20kg Sandsack an meinen Oberschenkeln! Nach 6 Starts und Landungen war mir klar: Ich muss früher und stärker Bremsen bei der Landung! Liegt aber auch mit am Schirm, wir wollten erst mal kein zusätzliches Geld aufwenden und so musste der alte Schirm wieder ran. Der hat zum Glück ein max. Startgewicht von 130kg. Klar, dass er dafür extra einen neuen Check bekam.
Während ich mit Klaus die Trockenübungen absolvierte, war Annette mit dem Hund wandern.
Klaus schlug vor, dass wir drei Schritte zurück gehen und ihn mehr an den Schirm gewöhnen. Also haben wir nur noch Aufziehübungen gemacht. Schirm halben Meter vom Boden weg und wieder ablegen, in der Hoffnung Bolle wird ruhiger. Wir haben ihn gelobt und ihn mit Leckerli vollgestopft, wenn er mal ein bisschen ruhiger war. Nach einer Stunde mit Aufziehen, Schirm anfassen etc. haben wir abgebrochen und uns für den nächsten Tag verabredet.
Tag 2
Wir trafen uns wieder am Übungshang und der Plan war, Bolle weiter in aller Ruhe an das Rascheln des Schirmes zu gewöhnen. Dank der Geduld und des Einfühlungsvermögen von Klaus wurde Bolle immer ruhiger. Dann habe ich mir Bolle vor den Bauch geschnallt. Eigentlich wollte ich nur den Schirm aus der Hand wiederholt aufziehen und ablegen. Siehe da, Herr Bolle war entspannt. Klaus sagte: „Dann häng dich ein und starte mal.“ Aber äh Moment mal… jetzt schon? Echt jetzt?
Gleich nochmal! Vor unserem zweiten Flug hing Bolle entspannt an mir und wir warteten geduldig auf den richtigen Wind. Beim Start zappelte er etwas, war aber nach dem Abflug schnell ruhig, als ich ihn richtig auf dem Schoß liegen hatte. Unten, nach der Landung, war er ruhig und hat brav gewartet, bis er abgeschnallt war. Hat er jemals was anderes gemacht? Fazit: Was für ein Tag! Erst waren wir kurz vor dem Aufgeben und dann so ein tolles Glücksgefühl durch den Erfolg! Hike and Fly kann kommen?!
Tag 3
Erster Versuch Hike and Fly.
Am dritten Tag stand auf dem Plan, hinauf zum Jägerkamp zu gehen. Der Weg durch den Wald hoch zum Startplatz war mit HHU (Hunde Herrchen Unterstützung) geradezu grandios. Ich bin als Flachländer noch nie so zügig einen Berg hinaufgekommen!
Mein Fazit
Unsere 5 Tipps, wie Du Deinen Hund sicher in die Luft bringst:
- 1.) Mach vorher Trockenübungen mit dem Hundegurtzeug und Deinem eigenem Gurtzeug. Da sehst Du auch, welche Aufhängemethode für Dich die Beste ist.
- 2.) Bring viel Geduld mit. Vor allem am Übungshang.
- 3.) Zeige dem Hund den Schirm. Wir haben ihn auch mal drüber laufen lassen und auf dem Schirm mit Leckerlis gefüttert.
- 4.) Mache Aufziehübungen und führe den Hund dabei um den Schirm.
- 5.) Immer Ruhe bewahren und wenn’s passt: Loslegen!
- Sehr sichere Schirmbeherrschung bei verschiedenen Windbedingungen.
- Start nur bei optimalen Wind- und Geländebedingungen,
- bei schwereren Hunden vorher Sandsacktraining (das in etwas dem Hundegewicht entspricht), also Übungshangflüge, achte speziell auf die Landung,
- Begleitperson zur Sicherheit beim Start.
- dein Hund muss dir absolut vertrauen und gut gehorchen.
- Vorbereitung auf Gurtsystem, damit herumlaufen lassen, darin aufheben und ins eigene Gurtzeug hängen,
- Hund an Schirm und Start gewöhnen. Auch ihm muss es Spass machen!!
- Zunächst kleine Übungshangflüge, wenn das dem Hund gefällt, gibt es längere Flüge.
Danke Klaus!!!!!!
Empfehlungen vom Flughundetrainer Klaus:Pilotenvorbereitung:
Flughund:
Viel Spass in der Luft wünscht
Klaus