Zum Abschied: Braslianischer Föhn
In Rio de Janeiro empfängt uns Andre, ein deutscher Auswanderer und Flugschulbetreiber und führt uns am ersten Tag nach Marica, ein Fluggebiet im Hinterland der großen Bucht um Rio. An der Küste liegt der Nebel fast auf und ein Flug in Rio am Pedra Bonita ist daher nicht möglich.
Wir, zwei lauffreudige Piloten, erreichen den Startplatz von Marica zu Fuß, unsere drei Begleiter fahren mit einem Himmelfahrtskommando zum Start.
Auch der Landeplatz stellt sich als ein netter Ort vor. Kaum sind unsere Schirme eingepackt, gibt es in der Wärme Brasiliens schon ein kaltes Landebier. Der Flug wird dann natürlich von allen kommentiert. Das Lindgrün als Schirmfarbe der neuesten Advance Kreationen stellt sich als schwer sichtbar heraus, besonders wenn man(n) oberhalb fliegt. (Was fast immer der Fall war!?)
Das Fluggebiet ist eine Schau, mit bestem Essen am Start und kaltem Landebier direkt nach dem Flug. Startplatz super, sauber und mit kurzem Gras bewachsen. Toll, der erste Eindruck vom Fliegen in Brasilien.
Also fällt uns am nächsten Tag der Abschied aus Rio nicht schwer und wir fahren nach Penedo, einem Ort in der Mitte zwischen Rio und Sao Paulo. In einer schönen Pousada übernachten wir und geniessen das tropische Frühstück mit allen bekannten und weniger bekannten Früchten. Der braslianische Tag beginnt erst um 10 Uhr, Andre ist erst ab jetzt wirklich ansprechbar. Der Plan zu fliegen endet nach einer kurzen Fahrt zum Landeplatz in einer niedrigen Basis und anschliessenden Nieseln.
Die nächsten Tage vergehen mit Hoffen, Warten, Anschauen, Warten, Hoffen... und mit vielen kleinen Erlebnissen, wie die Besichtigung einer neuen Ausstellung vor der eigentlichen Vernisage.
Dann entschliessen wir uns am Ende der Tiefdrucklage, - Wochen vorher war es nur schön! - das Gelände zu wechseln. Wir fahren nach Santa Rita, das liegt nördlich der zweiten Gebirgsreihe vom Atlantik aus gesehen. Wir kommen nachmittags an. Also entledigen wir uns des Gepäcks und fahren mal schnell zum Landeplatz, der neben Fischsportgewässern auch auch über eine Witschaft verfügt. Über eine abenteurliche Piste kommen wir zu Antennen und sehen und den guten Startplatz an.
Das Gelände ist etwas tricky, wir starten nach Norden, jedoch der Landeplatz liegt im Süden der Gebirgskette. Also müssen wir den Rücken gut überhöhen, damit wir nicht direkt durch das Lee fliegen müssen. In Nordrichtung, so erklärt uns Andre, liegt auch noch ein Landeplatz, der leicht erreichbar wäre.
Wir starten mit einem guten Nordwind rückwärts in die brasilianische Atmoshäre. Soarend und kreisend halten wir uns in der Luft, Überhöhen den Grat,und sinken wieder luvseitig unter den Kamm. Die Basis ist vielleicht 300 m. über dem Grat. Irgendwann stosse ich fast an die Wolke und fliege über den Leebereich hinweg in Richtung Landeplatz.
Nach einer Nacht im Stadthotel von Santa Rita fahren wir erneut zum Startplatz und stellen eine überaus kräftigen Wind fest. Für Drachen ideal, für uns zuviel. Also wieder einmal Warten und Hoffen.... Wir vertreiben uns die Zeit mit Fischen. Doch auch hier haben wir wenig Glück. Ein späterer Startversuch endet in der Einsicht, das nächste Fluggebiet anzusteuern. Nach einer zweistündigen Fahrt
Nach einem prächtigen Frühstück mit selbstgemachten Marmeladen (sind nicht so süß!) zieht es uns nach einer kurzen Besichtigung vom benachtbarten größen Ort (es gab eigentlich nichts zu Besichtigen) wieder auf unseren Pico. Bei deutlich mehr Wind überhöhen wir die schöne Kante, in Thermiklücken fallen wir aber auch deutlich unter Startplatzniveau, üben Toplanden... haben Spaß in der Luft. Später wenden wir uns dem Landeplatz zu, um dort auf einer schönen Wiese sanft zu Landen. Nur Wini nicht, der bevorzugte eine frisch angepflanzte Kaffeeplantage. Beim nächsten Start wurden Teile der Plantage am Startplatz heimisch. So endeten etwas vorzeitig unsere Flugabenteuer in Brasilien.
In Pendeo bei Andre zurück, versuchten wir an seinem Hausberg noch einen Flug. Doch - oh Schreck - bei der Auffahrt waren bereits starke Böen im Urwald zu sehen. Am Startplatz dann fleissige Hände beim Rasen mähen, aber beim braslianischen Föhn mit Windgeschwindigkeiten von 50 – 80 km/h war an Fliegen leider nicht zu denken. Die letzten beiden Tage verbrachten wir in einer Bucht ausserhalb von Rio, das Verkehrschaos wollten wir uns nicht nochmal antuen.